Oliver Marxen Architektur
Bauen für Mensch und Natur

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Niedrigenergiehaus und Baubiologie - ein Widerspruch?

Niedrigenergiehaus und Baubiologie - ein Widerspruch?

Die Herausforderung für einen baubiologischen Architekten besteht darin, Gebäude zu bauen, die energiesparend sind und zugleich voller Energie stecken. Die Erfahrung der Baubiologie in den letzten 30 Jahren zeigt, dass dies kein Widerspruch ist.

Doch wie muss das Gebäude, unsere dritte Haut, beschaffen sein, damit sie uns warmhält, aber trotzdem für gutes Raumklima sorgt?

Entscheidend für Niedrigenergiehäuser ist eine gute Dämmung. Die Natur bietet uns viele gute Materialien: Hanf, Flachs und Holz gibt es als Matten und zum Stopfen. Flocken aus Cellulose (zerkleinerte Zeitungen) werden vor allem für das Einblasen in Hohlräume eingesetzt. An Stellen mit Feuchtegefahr werden dagegen nur mineralische Materialien eingesetzt: Perlite (aus Vulkangestein) und Schaumglas werden hier eingebaut. Viele weitere Materialien stehen zur Auwahl. Eine saubere Planung und Ausführung sorgen für langlebige Konstruktionen.

Die Qualität eines Bauteils hängt von verschiedenen Faktoren ab: Ein guter Dämmwert sorgt nicht nur für geringe Wärmeverluste, sondern auch für höhere Oberflächentemperaturen. Das erhöht die Behaglichkeit und senkt die Schimmelgefahr. Eine diffusionsoffene Konstruktion sorgt dafür, dass ein Feuchtigkeitsaustausch stattfinden kann. Schließlich spielen die gewählten Materialien, besonders für die Oberflächen, eine große Rolle. Naturprodukte bieten auch hier eine ganze Reihe von Vorteilen.

Lehm.

Ein herausragender Baustoff ist Lehm. Schon die Herstellung ist nachhaltig, ohne Brennvorgang. Lehm wird heute in der Regel als Putz eingesetzt oder zur Ausmauerung von Gefachen. Er kann Feuchtigkeit in hohem Maße aufnehmen und wieder abgeben. Darüber hinaus hält er Strahlung aus dem Gebäude fern. Immer wieder sind die Menschen begeistert von dem Raumklima in ihrem Haus mit Lehmoberflächen - egal ob Neubau oder Altbau.

Für die Oberflächengestaltung können neben farbigen Lehmen mineralische Farben für innen und außen eingesetzt werden. Für den Holzbereich stehen uns Produkte auf Leinölbasis zur Verfügung, die inzwischen so weit entwickelt sind, dass sie qualitativ mit den konventionellen Lacken und Lasuren mithalten können.

Neben der Materialwahl gibt es weitere zentrale Elemente für ein baubiologisches  Niedrigenergiehaus. Das sind u. a. große Fensterflächen nach Süden, die für für natürliche Belichtung und für solare Wärme im Winter sorgen. Darüber hinaus kann Solarwärme vom Dach für das Brauchwasser genutzt werden. Wenn für die benötigte Restwärme ein durchdachtes Konzept entwickelt wird, ist der Energieverbrauch im Gebäude minimal.

Was für den Neubau gilt, gilt auch für den Bestand.

Auch für die Altbausanierung gibt es hervorragende, offene Dämmsysteme, egal ob die Dämmung innenseitig (Erhalt der Fassade) oder außenseitig erfolgt. Insbesondere bei der Altbausanierung ist ein behutsamer Umgang mit der Substanz wichtig, um die Besonderheiten des Bestandes zu erhalten und dennoch den neuen Nutzungsanforderungen gerecht zu werden, also z. B. die Änderung von Grundrissen oder die Senkung des Energieverbrauchs.

Wenn es gelingt, über die Architektur kraftvolle Räume zu schaffen, entstehen Gebäude mit hohem Lebenswert. Wie wirken die Formen auf den Menschen? Wo kann ich Elemente wie Luft, Wasser, Feuer erleben? Wo ist es lebendig, wo finde ich Rückzug?

Baubiologisches Bauen schafft es, mit geringem Ressourcenverbrauch einen Mehrwert für die Bewohner(innen) und Bewohner zu schaffen.

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