Oliver Marxen Architektur
Bauen für Mensch und Natur

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Neuer Wohnraum – aber wie?

Neuer Wohnraum – aber wie?

Die Wohnungsnot ist ein beherrschendes Thema auch bei uns Architekten.

Als Konsequenz wird immer wieder der Bau von weiteren Wohnungen gefordert. Das ist naheliegend, dennoch kann dies aus meiner Sicht nicht die einzige Antwort sein.

Seit den 1960er Jahren hat die Bevölkerung von Deutschland kaum zugenommen. Der Wohnraumbedarf je Person hat sich jedoch mehr als verdoppelt: 1965 waren es 22 qm, 1998 war der Bestand rund 38 qm und nun sind wir bei rund 50 qm je Person angekommen. Geschuldet ist dies der Tatsache, dass die Menschen sich mehr Wohnraum leisten können und dem Trend zu mehr kleinen Haushalten.

Der Bau von immer neuen Gebäuden hat jedoch Konsequenzen: Da der Neubau selten durch Nachverdichtung oder Umnutzung alter Flächen stattfindet, gibt es u. a. folgende Effekte:

  • Zersiedelung von immer mehr Grünflächen und landwirtschaftlichen Flächen
  • Städte sind immer dünner besiedelt, die Wege werden weiter, die Städte weniger lebendig, Infrastruktur ist schwerer aufrecht zu erhalten (ÖPNV, Schulen etc.)
  • wir bauen immer neue Infrastruktur, die in Zukunft erhalten werden muss: neue Gebäude, Versorgung, Entsorgung, Straßen etc. Dabei macht uns der Erhalt der jetzigen Infrastruktur schon Probleme.

Letztlich werden auch große finanzielle Mittel eingesetzt, um Familien ihr Einfamilienhaus zu ermöglichen oder um Investoren davon zu überzeugen, auch sozialen Wohnungsbau zu betreiben.

Ich kenne noch keine Strategie, die sich damit beschäftigt, den Bestand intelligenter zu nutzen. Es sollte zumindest der Versuch gewagt werden, dieses Potential zu erschließen.

Viele Witwer/Witwen leben in der 150qm-Wohnung, die sie einmal mit ihrer Familie geteilt haben.

Es sollte natürlich nicht Ziel sein, hier Druck oder Zwang aufzubauen. Aber vielen würde vielleicht ein zusätzlicher Anreiz ausreichen, um einen Schritt zu wagen. Vielleicht ist ein geeignetes Wohnumfeld mit anderen Menschen sogar attraktiver als das alte zu große Haus. Oder das alte Haus lässt sich in zwei Wohnungen teilen. Dieser Anreiz wäre gesellschaftlich gesehen um ein vielfaches preisgünstiger als die Erschließung von immer neuem Bauland.

Warum werden derartige Konzepte nicht überlegt? Natürlich geht es hier wie so oft um eine große Industrie, die Interesse hat an Neubauten. Unter den Aspekten Verantwortung für unsere finanziellen Ressourcen und für die Zukunft werde die Antworten anders ausfallen.

Die zweite Möglichkeit ist eine konsequente Nachverdichtung. Auch hier liegt ein großes Potential.

Nur wenn es uns gelingt, das Wachstum auf der „grüne Wiese“ zu stoppen, werden wir einen zukunftsfähigen Städtebau erreichen.

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